Nonsensgedichte von Alfred Hülsberg
Alfred Hülsberg ist mein Bruder. Er war Musiker, Dirigent und Komponist in Porto Alegre, Brasilien. Die Nonsensgedichte entstanden in den Jahren, als er noch Student war. Mein Vater hatte sie gesammelt und in einem Heft aufgeschrieben. Als ich neulich nach alten Bildern kramte, fiel mir das Heft in die Hände. Ich musste so schmunzeln über die vergessenen Gedichte, dass ich dachte, andere würden sich auch darüber amüsieren. Wer Sinn für Unsinn hat, wird es auch tun. Hier sind sie:
Der Regenwurm
Ein Regenwurm, der mühsam kroch
durch ein ganz dünnes Erdenloch,
sah in der Erde eine helle
sonnenbeglänzte lichte Stelle.
Und statt er lieber unten blieb,
zum Licht nach oben es ihn trieb.
Und peng! Da platzte ihm die Pelle!
Die Nacht
Trotz Mondlicht, trotz der Stern´gefunkel,
trotz Glühwurm, trotz elektrisch Licht,
ist sie im allgemeinen dunkel.
Drollig, nicht?
Der Ritter
War einst ein tapfrer Ritter,
der ritt mal im Gewitter,
und als ein Blitz herniedersauste,
da ritt er schneller, weil´s ihm grauste.
Tragische Liebe
Es war einmal ein Reißverschluss,
der liebte ein Rhinozerus,
dies ihm zu sagen, er beschluss.
Doch gab´s nur Ärger und Verdruss,
denn das Rhinozerus
liebt einen Omnibus.
Tragödie vom Regenwurm
Es fiel in einer Nacht bei Sturm
ein Regenwurm vom Aussichtsturm.
Kein Mensch war in der Näh, zu schaun
den Sturz des Wurms und dessen Grau´n.
Nur, wo er hinfiel. an der Stelle,
blieb in der Erde eine Delle.
Die Mitgardschlange
Die Sonne schien mit sommerlicher Wärme
ihr auf´s Gedärme,
jedoch der Urafter dahinter
war noch im Winter.
O weh
Als ich vor der Toilettentür
stand, war ich sehr betroffen.
Ich sah, dass sie verschlossen war,
und wünscht, sie wäre offen!
Friseurbesuch
Weil dich meine Mähne störte,
musst ich übel oder wohl
zum Friseur, der schnitt der Haare
einen ganzen Waschkorb voll.
Als er dann geendet hatte,
war ich kahl geschoren.
Draußen herrschten 20 Grad.
Hab ich da gefroren!
Weltschmerz
Komm, wir gehen jetzt nach Hause
in die stille, dunkle Klause,
und da saufen wir voll Wonne
aus der Tonne
eine Brause.
Der Forellenherr
Kleiner Bach im grünen Hain -
An dem Ufer ganz allein
sitzet eine kleine süße
Maid, und badet ihre Füße.
Grad schwimmt im Bach von ungefähr
ein lustiger Forellenherr.
Der sieht die hübschen kleinen Füße,
und denkt, wie wär´s wenn ich sie küsse.
Und tut´s, das Mädchen aber ach,
kriegt einen Schreck und schlägt ihm nach.
Doch unser Fisch, obgleich benommen,
bemüht sich gar nicht zu entkommen.
Da denkt sie - eigentlich ist er
ein stattlicher Forellenherr.
Und steckt die Füße in die Flut
und hofft, dass er´s noch einmal tut.
Glück im Unglück
Einer wollt mit einem spitzen
Messer sich den Bauch aufschlitzen,
denn das Mädchen,das er gern
hat, liebte einen andern Hernn.
Also nimmt in Morgedanken
er in seine Hand den blanken
Stahl, um ihn mit einer großen
Geste in die Brust zu stoßen.
(was für sein Wohlbefinden sehr
unangenehm gewesen wär.)
Doch gütig war ihm das Geschick ,
und ließ vor seiner Tür zum Glück,
dass er sie sähe, ein paar kleine
man kann auch sagen, Mädchenbeine
nebst den dazugehör´gen andern
Körperteilen vorüberwandern.
Er sieht´s und es durchfährt ihn plötzlich:
was du hier tust, ist ja entsetzlich!
Dein Leid ist zwar nicht unbegründet,
doch warum sterben? Sieh es findet
sich bestimmt auf dieser Welt
ein andres Kind, das dir gefällt.
Denk nur an die, die grade eben
an deiner Tür vorüberschweben.
Und dann, die, die dich nicht erhört,
ist deiner sowieso nicht wert!
Und also in den Abfall rollte
das Messer, das ihn töten sollte.
Austausch
O Mensch, wär es nicht besser so.
Das Vieh ist frei
und du im Zoo!