Elias
Mit Elias fing alles an.
Als wir vor 27 Jahren nach Reinbek gezogen waren, fanden wir unsere Wohnung ideal für eine Katze. Die Wohnung liegt zur ebener Erde mit einer Terrasse und einem kleinen Rasenstück. Ein Abhang grenzt an einen Park mit einem überwindlichen Drahtzaun. Der Park gehört zu einem katholischen Stift und wird nur ganz selten von den Schwestern begangen. So gehört der Park den Kaninchen, Mäusen, Eichhörnchen, Vögeln und den Katzen.
Vor 27 Jahren gab es hier auch noch Rehe, und einen Fasan mit seiner Henne und vielen Küken.
Wir haben uns jedenfalls aufgemacht und sind in das Tierheim Süderstrasse mit der S - Bahn gefahren, um uns eine Katze zu holen. Nun ist es nicht gerade ein Vergnügen ins Tierheim zu gehen. Zuerst geht man an den Hundezwingern vorbei, wo die Hunde bellen, jaulen , an den Gittern hochspringen, um rauszukommen. Bei den Katzen ist es nicht viel anders, vielleicht noch schlimmer. Die Käfige sind eng. Mehrere Katzen sind in einem kleinen Käfig untergebracht. Und auch hier ist ein Gejammer, und Miauen zum Herz erweichen. Man möchte am liebsten alle nehmen. Ein kleiner, halbjähriger Kater war da, den das alles nicht berührte. Er fraß in Seelenruhe sein Fressen und putzte sich dann ergiebig.
Das war Elias.
Er wurde in einen Karton gepackt, wir mussten eine Schutzgebühr bezahlen und unsere Adresse angeben, damit geprüft werden konnte, ob wir den Kater tiergerecht behandelten, und dann fuhren wir mit unserem neuen Genossen nach Hause. Diese Behandlung fand er aber nicht so gut, und protestierte lautstark! Als er zu Hause aus seinem Karton stieg, war mir doch etwas mulmig. Ich hatte noch nie eine Katze gehabt und wusste gar nicht, wie man mit ihnen umgeht. Elias hat es mir dann schnell beigebracht. Er fand es bei uns gut. Zuerst erkundete die Wohnung und probierte die Möbel aus, ob sie für ihn geeignet wären. Die Wanduhr fand er besonders gut. Mir blieb fast das Herz stehen, als er daraufsprang Die Wanduhr wackelte bedenklich. Ich dachte, gleich fällt der Kater in die Uhr und alles kracht zusammen! Aber es passierte nichts. Sicherheitshalber befestigten wir die Uhr mit einer stabilen Kette an der Wand. Elias war noch nicht kastriert. Als er das erste Mal seine Duftmarke in dem Kartoffelkorb absetzte, holten wir das nach.
Es war kein Problem. Abends wollte er schon wieder fressen. Als Elias zu uns kam, war Winter. Es war noch einer jener Winter, in dem viel Schnee fiel. Das hielt den kleinen Kater ab, die Umwelt draußen zu erkunden. Er hat es versucht, aber Schnee war nicht seine Sache.
Als der Schnee geschmolzen war, hielt ihn nichts mehr in der Wohnung. Den Park hat er schnell entdeckt und in Besitz genommen. Als er das Reh sah, schlich er sich von hinten an, und was weiß ich, was er vorhatte. Was auch immer, er kam nicht dazu! Das Reh drehte sich um und Elias gab Fersengeld. So schnell ist er nie wieder zu Hause gewesen.
Er ging auch auf Nachbarschaft. Unsere nächste Nachbarin hatte es ihm besonders angetan. Wenn er nach Hause kam,duftete er stark nach Parfum. Ich war direkt eifersüchtig. Er ließ sich nicht gerne auf den Arm nehmen. Elias war sehr zutraulich, und diese Zutraulichkeit ist ihm wahrscheinlich zum Verhängnis geworden.
Eines nachts kam er nicht nach Hause. Wir wissen nicht was passiert ist. Wahrscheinlich hat ihn ein Katzenfänger erwischt. Zu der Zeit gab es hier viele. Wir sind immer wieder ins Tierheim gegangen, ob er vielleicht dort wieder abgegeben worden war.
Aber wir haben ihn nie wieder gesehen.
Wir haben noch vier Wochen gewartet, und dann haben wir uns eine neue Katze geholt. Das war Mischi aber das ist eine andere Geschichte. Hier kommen noch einige Bilder von Elias.


