Mischi
und Maxi
Mit Maxi wurde es nie langweilig. Einmal gab es eine Tragödie am späten Abend. Maxi kam nicht nach Hause! Wir machten uns auf die Suche und hörten in der Ferne ein klägliches Zirpen. Meine Freundin kletterte über den Zaun des Parks und ging dem Zirpen nach, ich folgte ihr auf der anderen Seite. Da war Maxi! Sie saß hoch oben auf einer etwa 15 m hohen Fichte und konnte nicht mehr runter. Meine Freundin redete ihr gut zu, sie säuselte mit Engelszungen, und langsam, langsam ging es mit viel Gejammer und immer wieder neuem Zureden abwärts. Dann kam der glatte Stamm ohne Zweige, und Maxi traute sich nicht zu springen. Ich holte die Leiter und reichte sie meiner Freundin über den Zaun. Sie stieg im Dunkeln unter Lebensgefahr(!) die Leiter hoch und erwischte Maxi am Schwanz - furchtbares Gejaule - sie war unten!
Über eine Stunde hatte die Rettungsaktion gedauert. Das Gesicht meiner Freundin war verschrammt, aber Maxi war da.
Darauf haben wir uns erst einmal einen Cognac gegönnt!
Maxi war eine Raubkatze! Diese Eigenschaft hatte sie wohl von ihren Ahnen vererbt bekommen, die alle auf dem Bauernhof gelebt hatten. Sie war hinter allem her, was sich bewegte, Fliegen, Mücken, Mäusen, Vögeln, Kaninchen, Maulwürfen und Eichhörnchen. Mischi fing auch schon mal einen Vogel, wenn er nicht aufpasste, aber im Allgemeinen begnügte sie sich mit Mäusen. Sie brachte sie mit in die Wohnung, wenn die Terrassentür offen stand, und dann ging die Jagerei los! Ich habe keine Angst vor Mäusen, finde sie sogar niedlich, aber in der Wohnung mag ich sie nicht haben. Manchmal versteckten sie sich an den unmöglichsten Stellen, oben auf der Gardinenstange, in der Kommode, hinter dem Sofa zwischen dem Gestänge eines Fernsehsessels. Und es konnte sein, dass sie dort verendeten und langsam vor sich hinstanken! Dann haben wir fast die Wohnung auseinandergenommen, um den Herd des Gestanks zu entdecken. Maxi fraß ihre Beute auf, jedenfalls die kleine Beute. Sie trug sie dann auf das kleine Rasenstück vor unserer Terrasse und machte einen Radau, damit auch alle Nachbarn mitbekamen, was für eine tolle Jägerin sie war.
Nur fanden die Nachbarn das nicht immer gut.
Beide Katzen waren gute Fresser. Es machte Spaß, ihnen auch mal Hühnerklein oder Fisch zu kochen. Dann standen sie vor der Küchentür und stimmten ein Konzert an. Wenn man nicht aufpasste, fraß Mischi das Futter von Maxi auch noch auf. Darum stellten wir den Teller von Maxi immer auf die Küchenarbeitsplatte.
Einmal hatten wir Schmalz ausgelassen und es zum Abkühlen auf dem Herd stehen lassen. Meine Freundin und ich saßen im Wohnzimmer, und plötzlich fiel uns auf, dass wir Maxi so lange nicht gesehen hatten. Wir sahen in der Küche nach - und der Schmalztopf war leer! Es war ein halbes Pfund gewesen! Maxi war nicht zu sehen. Sie hatte sich irgendwo verkrochen. Nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen hatte, sie fühlte sich einfach nicht wohl.
Wir haben vor lauter Angst den Tierarzt angerufen und ihm die Sachlage geschildert. Er fand es nicht lebensbedrohend. Es hätte sein können, dass sie sich erbricht, aber sie hat es nicht getan. Nur rührte sie seitdem kein Schmalz mehr an.
Es gibt in unserem Gelände viele Katzen, die frei herumlaufen. Auch zur Zeit von Mischi und Maxi war es so, und nicht alle Begegnungen verliefen friedlich. Die meisten Katzenkämpfe fanden nachts statt, wenn alles in tiefstem Schlummer lag. Dann ging plötzlich ein Geheule und Gekreische los, dass mir Angst und Bange wurde. Ich sah unsere Katzen schon zerfetzt irgendwo liegen und bin oft halbbekleidet raus gelaufen, um sie zu retten. Aber ehe ich draußen war, war der Kampf schon beendet und die Katzen verschwunden. Am nächsten Morgen kamen sie oft hinkend nach Hause und mit etwas zerrupftem Fell.
Sie verzogen sich dann in eine Ecke und pflegten ihre Blessuren. Selten mussten wir deswegen mit ihnen zum Tierarzt gehen. Am anderen Tag war alles wieder in Ordnung. Eine Katze, die einem Nachbarn gehörte, war besonders aggressiv. Sie legte sich mit jedem Tier an und suchte förmlich Streit.
Sie kam auf das Rasenstück vor der Terrasse und lauerte den Katzen auf. Wenn wir sie vertreiben wollten, fauchte sie uns an und trollte sich ganz langsam davon. Das war Putzi.
Mit Putzi gab es auch ernste Kämpfe, und wir waren erleichtert, als sie mit ihren Leuten umzog. Sie hat unsere Katzen überdauert und lebt heute im gesegneten Katzenalter von 20 Jahren in einem Haus mit Garten, verlässt ihn nicht mehr, und ist ganz friedlich geworden.
Maxi zog die Kater an. Sie saßen oft nächtelang vor dem Terrassenfenster und begnügten sich damit, Maxi hinter der Scheibe zu sehen. Sie hatte kein Interesse an ihnen. Nach einiger Zeit gaben die Kater auf und zogen ab.
Eines Tages besuchte uns kleiner Kater, ein niedliches Paket. Er hatte offenbar kein festes Zuhause. Wir nahmen an, dass er zu der Katzenfamilie gehörte, die von den Schwestern des Adolf Stifts gefüttert wurden. Er fühlte sich auch zu Maxi hingezogen und ließ sich nicht so leicht abschütteln. Weil wir ihn so niedlich fanden und er uns auch ein bisschen leid tat, stellten wir ihm Futter hin. Und damit wurden wir ihn nicht mehr los und fühlten uns fortan verantwortlich für ihn.
Wir nannten ihn Willi, den Namen "Willi Wacker" bekam er erst später.
Und auf der anderen Seite geht es weiter mit Mischi und Maxi und Willi.